Nachdem es die vorige Woche nicht geklappt hatte, hatte ich diese Woche die Möglichkeit, für ein paar Tage die Arbeit des Labuka-Büros der Stadtbibliothek Graz zu begleiten. Labuka ist die fantastische Bezeichnung für die "Bücherinsel mitten in der Stadt", auf der alle möglichen Kinderveranstaltungen der Stadtbibliothek stattfinden. Labuka umfasst viele verschiedene Angebote, die sich jeweils an verschiedene Nutzergruppen richten. Zum Beispiel ist immer vormittags "Inselzeit", die Veranstaltungen für Kinder zwischen 0 bis 10 Jahren umfasst. Diese Woche konnte ich an gleich zwei Inselzeit-Veranstaltungen teilnehmen: zum einen am Workshop zum Kinderbuch "Hilfe, Gregor ist plötzlich ein Käfer!", welches die berühmte Erzählung "Die Verwandlung" von Franz Kafka kindgerecht aufbereitet, und zum anderen an der Autorenlesung von Anna Lisa Kiesel, die aus "Das magische Schulschiff" vorlas.
Die Veranstaltung zu Gregor, dem Käfer (
INSELZEIT: HILFE, GREGOR IST PLÖTZLICH EIN KÄFER!), wurde von einer kleineren Volksschulklasse (in Deutschland: Grundschulklasse) besucht, der der Workshop zum Buch großen Spaß machte. Ich fand es besonders faszinierend, wie vielfältig der Workshop aufgebaut war. Es wurde nicht nur aus dem Buch vorgelesen, sondern mit den Kindern auch meditiert, gebastelt und gespielt. Außerdem wurde der Workshop von nur einer Kollegin konzipiert und geleitet, was ebenfalls großen Eindruck auf mich machte. Das Highlight der Veranstaltung war definitiv das Basteln eines eigenen Käfer-Lesezeichens. Den Kindern standen dafür verschiedenste Bastelutensilien zur Verfügung, aus denen sie dann ganz kreativ einen einzigartigen Käfer zusammensetzen konnten. Es war schön mitanzusehen, was für ausgefallene Einfälle die Kinder für ihre Käfer hatten und wie stolz sie am Ende auf ihre Lesezeichen waren, ganz egal, ob sie diese nun wirklich gebrauchen konnten oder nicht. Den krönenden Abschluss des Vormittags bildete dann das Spiel "Wer bin ich?", bei dem sich die Kinder in einem Kreis zusammensetzen und das Tier erraten mussten, welches zuvor im Geheimen von einer Person bestimmt wurde. Das Spiel machte den Kindern sichtlich Spaß und animierte auch die eher Ruhigen von ihnen, am Geschehen teilzunehmen. Am Ende des Workshops verließen die Kinder dann die Bibliothek mit ihrem selbstgebastelten Käfer-Lesezeichen unterm Arm und einem Lächeln im Gesicht, was meiner Meinung nach für die Qualität und den Erfolg der Veranstaltung spricht.
Auch die zweite Veranstaltung, der ich beiwohnen durfte (die
Lesung von Frau Kiesel), machte viel Spaß und war eine äußerst wertvolle Erfahrung für mich. Anna Lisa Kiesel ist die Autorin der beliebten Kinderbuch-Reihe "Das magische Schulschiff", in der es um eine Gruppe von Freunden geht, die auf dem Schiff "Wellenkron", einer schwimmenden Schule, verschiedene Abenteuer erleben und eigene magische Fähigkeiten entdecken. Zu der Lesung waren zwei Schulklassen gekommen, die teilweise mit der Reihe schon vertraut waren. Ja, auch Kinderbuchautoren haben eingefleischte Fans. Anna Lisa Kiesel passte das Niveau der Lesung an das Alter der Kinder an und führte mit großem Können durch den Vormittag. Es wurde nicht nur gelesen, sondern es wurden auch immer wieder Fragen gestellt, die die Kinder miteinbezogen, sodass die Veranstaltung einen interaktiven Charakter bekam, der insbesondere der jüngeren Klasse sehr gut gefiel. Für mich war der Vormittag die perfekte Kinderbuchlesung und ich bin froh, dass Veranstaltungen wie die Lesung von Frau Kiesel oder auch der Kafka-Workshop von einer öffentlichen Bibliothek angeboten werden. Ich glaube, die Kinder profitieren immens von der Kreativität und dem Gemeinschaftsgefühl, welches durch solche Veranstaltungen gefördert wird.
Die restliche Zeit meines Labuka-Aufenthalts bastelte (darin bin ich ja jetzt nach vier Wochen schon geübt) ich hauptsächlich an verschiedenen Workshop-Utensilien wie Papp-Hasen, Füchsen und Käfern sowie an einer Zauberschüssel, die in einem ganz neuen Workshop zum "Zauberlehrling" eingesetzt wird.
Die Zeit auf der Labuka-Insel hat mir wirklich gut gefallen, wofür ich mich hier nochmal bei all den netten Kolleginnen des Labuka-Teams bedanken möchte! Spätestens zu Halloween werde ich auf die Insel zurückkehren, um ja nicht die
magische Halloweenfeier zu verpassen. Nachfolgend ein Foto des Labuka-Büros:
Zum Abschluss der Woche durfte ich dann noch einmal einen Tag in der Katalogisierung verbringen, in die ich ja schon letzte Woche kurz hineinschnuppern konnte. Wie schon angerissen, werden in der Katalogisierung alle neu erworbenen Medien für den Bibliothekskatalog erschlossen und mit einer Signatur versehen, die der
österreichischen Systematik für öffentliche Bibliotheken folgt. Die Stadtbibliothek Graz katalogisiert noch als eine der letzten großen Stadtbibliotheken Österreichs nach den
RAK (Regeln für die alphabetische Katalogisierung), einem bibliothekarischen Regelwerk, das in den späten 1970er-Jahren eingeführt wurde und nun langsam durch die
RDA (Resource Description and Access) abgelöst wird. Auch die Grazer Stadtbibliothek wird ab dem kommenden Jahr nach dem RDA-Regelwerk katalogisieren. Der Sinn und Zweck eines Katalogisierungsregelwerks ist es, die Einheitlichkeit der Erschließung und Metadaten zu wahren, um eine konstante Erschließungsqualität gewährleisten zu können. Da die Katalogisierung in Bibliotheken ein hohes Automatisierungspotenzial hat, stellen immer mehr Bibliotheken ihre Katalogisierung auf RDA um, da diese moderner sind und mehr Schnittstellen unterstützen, über die zum Beispiel Metadaten automatisiert in den Bibliothekskatalog eingespeist werden können.
Die Verschlagwortung, die einen essenziellen Teil der Katalogisierung ausmacht, geschieht auf Grundlage eines Thesaurus, der auf der
GND (Gemeinsame Normdatei) basiert.
Ich konnte auch selber Spendenbücher mithilfe von BibliothecaPlus katalogisieren und fand es sehr spannend, die Katalogisierung in einer Bibliothek im Vergleich zu der in einer Informations- und Dokumentationsstelle wie dem Archiv des rbb (Rundfunk Berlin-Brandenburg) zu sehen.
Letzte Woche hatte ich ja schon erwähnt, dass Bibliotheken heutzutage nicht nur Bücher in ihren Beständen haben, sondern immer mehr auch alternative Medienformen (wie Tonies), aber auch Alltagsgegenstände (hier ist insbesondere das
DINGEBORG-Angebot der Stadtbibliothek Graz zu erwähnen). Auch die zahlreichen Werkzeuge, Nähmaschinen und BluRay-Player (um hier nur ein paar wenige Beispiele zu nennen) müssen im Bibliothekskatalog irgendwie verzeichnet und recherchierbar gemacht werden. Aber natürlich haben diese Objekte keine Autoren und werden auch nicht von Verlagen herausgegeben, man muss also die Katalogisierung auf ihre elementarsten Teile herunterbrechen und andere Wege finden, die Gegenstände präzise zu beschreiben. Ebenfalls muss überlegt werden, welche Daten und Aspekte eines Gegenstandes wirklich wichtig für potenzielle Nutzer sind, die an einer Ausleihe interessiert sind. Diesen Überlegungen folgend sind eine Objektbeschreibung (Was ist in der Verpackung enthalten? Was kann konkret ausgeliehen werden?), ein Foto sowie die Angabe von einigen wenigen Metadaten wie zum Beispiel der Firma oder der EAN (europäische Artikelnummer) zentrale Bestandteile des Katalogisats. Ein beispielhafter Datensatz kann unter folgendem Link eingesehen werden: https://www.stadtbibliothek.graz.at/index.asp?MEDIENNR=1419417.
Nun stellt sich eventuell die Frage, wie denn aus der Vielzahl von möglichen Gegenständen ausgewählt wird, die sich zur Beschaffung eignen würden? Ursprünglich erfolgte die Anschaffung von DINGEBORG-Objekten in der Stadtbibliothek Graz auf Basis von Recherchen bei anderen Bibliotheken. Basierend auf den Erfahrungen anderer Bibliotheken wurde dann ein eigener Grundstock an Objekten angelegt. Heutzutage wird hauptsächlich nach vermehrtem Nutzerwunsch erworben. Wenn sich also mehrere Nutzer unabhängig voneinander den gleichen Gegenstand wünschen, dann ist es gut möglich, dass dieser angeschafft und in das DINGEBORG-Programm aufgenommen wird, solange dies natürlich den Kapazitäten der Stadtbibliothek entspricht.
Der Tag in der Katalogisierung hat mir großen Spaß gemacht und war für mich als FaMI-Auszubildender in der Fachrichtung Information und Dokumentation besonders interessant.
Vielen Dank für die ganzen aufschlussreichen Einblicke und Erfahrungen, die ich diese Woche machen durfte! Bis zum nächsten Mal!