Sonntag, 8. Oktober 2023

Bib-Quiz, Katalogisierung und Andritz

Ich bin nun schon drei Wochen in Graz und überrascht davon, wie schnell die Zeit vergangen ist. Nächste Woche um diese Zeit werde ich schon die Hälfte des Praktikums hinter mir haben. Aber zunächst einmal möchte ich von dieser Woche berichten.

Im letzten Blogeintrag hatte ich angekündigt, dass ich diese Woche das Labuka-Büro, welches die Kinderveranstaltungen der Stadtbibliothek Graz plant und durchführt, kennenlernen würde. Dies kam nicht so. Nächste Woche werde ich es dann aber ganz bestimmt kennenlernen, worauf ich mich schon sehr freue! Stattdessen verbrachte ich noch eine weitere Woche im Zanklhof und half, wo es nur ging. Wie die letzten Wochen auch half ich am Montag beim Büchertransport aus und lernte dort unter anderem auch den Bücherbus kennen. Der Bücherbus fährt hauptsächlich verschiedene Schulen im Grazer Stadtgebiet an, um den Kindern die Ausleihe und Rückgabe von Medien zu ermöglichen. In Berlin gibt es zwar auch Bücherbusse, einen von innen gesehen, hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.

Außerdem wurde ich diese Woche in die Ausleihe und Rückgabe von Medien mithilfe des Programms "BibliothecaPlus" eingeführt. BibliothecaPlus ist der Dreh- und Angelpunkt der Bibliotheksarbeit, da dort viele Arbeitsschritte und Aufgaben zusammenlaufen. Man kann BibliothecaPlus u.a. zur Katalogsrecherche, zur Verlängerung von Nutzerausweisen sowie zur Ausleihe von Medien nutzen, um hier nur einige Beispiele zu nennen. BibliothecaPlus wird aber auch in anderen Arbeitsbereichen der Bibliothek genutzt, zum Beispiel in der Katalogisierung, wovon ich noch berichten werde. Die Arbeit hinter der Ausleihtheke hat mir wirklich gut gefallen, obwohl es für mich ungewohnt war, direkten Nutzerkontakt zu haben. Das Gefühl, den Bibliotheksnutzern helfen zu können und die vielen netten und positiven Rückmeldungen zu bekommen, war eine schöne Erfahrung.

Am Donnerstag hatte ich dann die Möglichkeit, die Katalogisierung der Stadtbibliothek Graz kennenzulernen. Da es viele Überschneidungen zwischen meiner Arbeit in Berlin beim rbb (Erschließung von Medien) und der Katalogisierung von Medien in Bibliotheken gibt, war ich sehr gespannt, welche Arbeitsschritte und Programme in einer öffentlichen Bibliothek wohl für die Katalogisierung von Medien genutzt würden. Wie schon erwähnt ist auch hier BibliothecaPlus das wichtigste Werkzeug. In BibliothecaPlus hat jedes Medium seinen eigenen Datensatz, der eine Vielzahl von Metadaten umfasst. Im Rahmen der Katalogisierung müssen diese Metadaten ergänzt und vervollständigt werden. Außerdem wird den Medien hier eine Signatur zugewiesen, die auf der in österreichischen Bibliotheken genutzten Systematik (Systematik des Büchereiverbands Österreich) basiert. Ein weiterer wichtiger Arbeitsschritt ist die Verschlagwortung der Medien. In BibliothecaPlus ist es möglich, auf einen internen Thesaurus zuzugreifen und aus diesem geeignete Schlagwörter zu ziehen. Notfalls kann aber auch eine freie Verschlagwortung erfolgen. Wie jeder Thesaurus hat auch der in BibliothecaPlus eingebaute Schwächen und ich fand es interessant, diesen mit dem in der ARD eingesetzten Thesaurus zu vergleichen. Da öffentliche Bibliotheken heutzutage viele verschiedene Medienarten in ihren Beständen verzeichnen, müssen in der Katalogisierung einheitliche Prozesse entwickelt werden, die auf alle Medien anwendbar sind und diese so recherchierbar machen. Am Donnerstag war ich zum Beispiel bei der Katalogisierung von sogenannten "Tonies" dabei. Tonies sind Hörfiguren für Kinder, die zumeist Hörspiele oder Musik enthalten und über eine mit dem Internet verbundene Hörbox abgespielt werden können. Tonies sind äußerst beliebt und werden häufig ausgeliehen. Es ist natürlich offensichtlich, dass sich Tonies in ihren Eigenschaften von traditionelleren Medien wie Büchern teils stark unterscheiden, aber auch sie müssen analog zu anderen Medienarten einheitlich katalogisiert werden. Dies zu sehen, war sehr spannend für mich. Nächste Woche werde ich noch einmal einen Tag in der Katalogisierung verbringen und dort auch die Erschließung von anderen Medien kennenlernen.

Donnerstagabend fand dann im Zanklhof das Bib-Quiz zum Thema 1980er-Jahre statt. Es hatten sich etwas weniger als dreißig Leute angemeldet, die den für das Quiz vorgesehenen Raum aber voll auslasteten. Vom Konzept her war das Bib-Quiz an ein Pub Quiz angelehnt, mit einem Quizmaster (in unserem Fall gab es zwei) und mehreren Tischen (alle mit Zetteln und Stiften ausgestattet), an denen sich die Teilnehmer platzieren und in Teams oder allein um die Wette rätseln konnten. Außerdem hatten wir ein kleines Buffet mit Getränken und Snacks aufgebaut, an dem sich jeder bedienen konnte. Untermalt wurde dann das ganze mit Sounds aus den 80ern, original von Schallplatte! Das konstante Wechseln der Platten mag zwar ein wenig archaisch in Zeiten von Spotify und co. gewirkt haben, gefiel aber allen gut und gab dem ganzen den richtigen Flair. Das Quiz war ein voller Erfolg, obwohl die Fragen teilweise sehr knifflig waren. Mir hat es jedenfalls sehr gut gefallen, obwohl ich die meisten Fragen nicht beantworten konnte.

Am Freitag konnte ich zum Abschluss der Woche einen ganzen Tag in der Zweigstelle in Andritz verbringen. Diese Zweigstelle ist zwar eine der kleinsten in Graz, aber meiner Meinung nach auch eine der schönsten. In den Zweigstellen der Stadtbibliothek werden Medien noch hauptsächlich am Schalter ausgeliehen, einen Selbstverbucher-Automaten wie im Zanklhof gibt es in Andritz nicht. Ich half also einer Kollegin bei der Ausleihe und Rückgabe von Medien und konnte so meine Bibliotheca-"Fähigkeiten" vertiefen und festigen. Der Tag gefiel mir wirklich gut und vielleicht werde ich ja in den nächsten Wochen noch einmal die Möglichkeit bekommen, in Andritz vorbeizuschauen. An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmal ganz herzlich bei den Kolleginnen bedanken, die mich sehr freundlich empfangen und mir alles gezeigt haben! Vielen Dank! Und weil es so schön war, gibt es hier noch ein paar fotografische Eindrücke von Andritz: 





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