Sonntag, 12. November 2023

Die letzte Woche und Abschied

Irgendwie fühlte sich die letzte Woche meines Aufenthalts in Graz komisch an, denn ich wusste, dass ich alles, was ich machte, zum letzten Mal machen würde. Ein letztes Mal Medientransport, ein letztes Mal Andritz, ein letztes Mal in der Katalogisierung, eine letzte Veranstaltung. Dass ich nun von alldem, was mir in den letzten zwei Monaten so vertraut geworden war, Abschied nehmen musste, bedrückte mich ein wenig. Gleichzeitig spürte ich aber auch die Vorfreude auf Zuhause, auf den Spätherbst in Berlin. Und obwohl ich es schade fand, dass meine Zeit in Graz endete, reflektierte ich all die schönen Erinnerungen und Erfahrungen, die ich in den letzten Monaten machen durfte und dachte an all die tollen Menschen, von denen ich lernen durfte.

Den letzten Blogeintrag möchte ich daher dem Highlight der Woche widmen: der Lesung Dirk Stermanns. Ganz beschämt muss ich aber zu Beginn feststellen, dass ich Dirk Stermann vor der Lesung am Donnerstag nicht kannte. Sein Gesicht hatte ich schon einmal gesehen, konnte es aber nirgends zuordnen. Trotz meines Unwissens teilten Dirk Stermann und ich noch bis vor kurzem ein Schicksal: beide waren wir Deutsche, die in Österreich lebten (auch, wenn dies nun auf mich nicht mehr zutrifft). In Österreich ist Dirk Stermann insbesondere als Fernsehmoderator der Show "Willkommen Österreich" bekannt. Neben dieser Tätigkeit ist er aber auch Romancier, so veröffentlichte er letztes Jahr den autofiktionalen Roman "Maksym", aus welchem er am Donnerstag im Heimatsaal des Volkskundemuseums Graz las. Der Saal war trotz seiner Größe nahezu ausgebucht. Als es dann losging und Stermann auf die Bühne trat, um aus seinem Roman zu lesen, wurde es mucksmäuschenstill im Saal. Die Stille hielt aber nicht lange an, denn Dirk Stermann ist vor allem anderen Unterhalter und in dieser Rolle brillierte er am Donnerstag. Die Kapitel, aus denen er las, waren absurd, aber urkomisch und viele im Publikum kriegten sich gar nicht mehr ein vor Lachen. Mir gefiel aber nicht nur das Humorvolle der Lesung, sondern insbesondere auch die Momente, in denen Dirk Stermann auf seine Position als Deutscher in Österreich einging und was er als solcher erlebt hatte. Sehr gut verstand ich ihn als er über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ländern und Völkern sowie über den berühmten "Oachkatzlschwoaf" (an alle Deutschen: gerne einmal probieren, laut auszusprechen!) sprach. Für mich war es ein wirklich toller Abend und ich bin glücklich, dabei gewesen zu sein!

Am Freitag war es dann leider soweit: mein letzter Tag in der Stadtbibliothek Graz war angebrochen. Ein letztes Mal ging ich von der Ungergasse zur Andrägasse in die Verwaltung. Dort gab es dann eine kleine Abschiedsrunde mit Kaffee und verschiedenen Backwaren, an der viele Kollegen aus der Verwaltung und dem Zanklhof teilnahmen. Ich fand es schön, nochmal alle sehen und mich verabschieden zu können. Als Abschiedsgeschenk erhielt ich den offiziellen Stadtbibliotheksrucksack und den ersten Roman von Dirk Stermann, "Sechs Österreicher unter den ersten fünf", in dem er seine Erlebnisse als Deutscher in Österreich verarbeitet. "Also genau das richtige Buch für mich!", dachte ich mir, weshalb ich mich auch sehr über das Geschenk freute. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal bei allen Kollegen der Stadtbibliothek Graz bedanken, die ich in diesen zwei Monaten kennenlernen durfte! Die ausschließlich netten Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten und von denen ich lernen durfte, werde ich für immer gut in Erinnerung behalten. Ganz besonders möchte ich mich auch nochmal bei der Leiterin der Stadtbibliothek Graz, Dr. Marie Therese Stampfl, und ihrer Stellvertreterin Hannah Stadtegger bedanken, die mich immer unterstützten und ein offenes Ohr für meine Anliegen hatten. Vielen, vielen Dank! Ein besseres Praktikum hätte ich mir nicht wünschen können! Außerdem möchte ich auch meiner Berufsschullehrerin Frau Hauke danken, ohne die das Praktikum nicht möglich gewesen wäre. Vielen Dank!

Es war wirklich wunderschön und ich bin mir sicher, dass mich eines Tages mein Weg noch einmal nach Graz zurückführen wird. Auf ein baldiges Wiedersehen!

2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Lieber Niels, schön dass Du bei uns warst. Deinen Blog hier finde ich interessant und schwungvoll geschrieben, danke. Für Dich weiterhin alles Gute!

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